Direkt zum Inhalt | Direkt zur Navigation

Benutzerspezifische Werkzeuge

Sektionen
Sie sind hier: Startseite / Nachrichten / Freudentaumel?

Freudentaumel?

Warum € 1.111,29 nicht unbedingt ein Grund zur Freude sind.

 

Hurra! Die Gemeinde hat das Jahr 2010 (ja das ist schon eine Zeit her) mit einem Überschuss abgeschlossen. Bevor ich in Freudentaumel ausbreche (dazu wäre im Fasching eher Grund gewesen) möchte ich ein paar mögliche Sichtweisen auf dieses anscheinend freudige Ereignis aufzeigen.

€ 1.111,29 sind viel Geld. Im Vergleich zu den Einnahmen im ordentlichen Haushalt von € 4.513.255,05 sind es jedoch nur 0,02%. Alleine die Druckwerke des Hauptamtes machen schon € 7.470,67 aus. Die Kosten für Gemeindezeitungen belaufen sich auf  € 9.698,60. Warum sind diese 1.111,29 also so wichtig?

Ganz einfach: Ohne einen Überschuss (auch wenn es nur ein Euro wäre) hätte die Gemeinde nur einen Teil der Zuweisungen vom Land bekommen. Nur Gemeinden die brav wirtschaften bekommen auch die vollen Zuweisungen. Der Gewinn war möglicherweise notwendig um das Land bei Stimmung zu halten.

Aber ein Gewinn ist doch ein Gewinn? Ja, wären da nicht die Rücklagen. Rücklagen sind zurückgelegtes Geld, welches für unerwartete oder außergewöhnliche Ausgaben verwendet werden sollte – zum Beispiel für die Reparatur einer geplatzten Wasserleitung. In Keutschach haben sich die Rücklagen in den letzten Jahren wie folgt entwickelt:

2007200820092010
Rücklagen € 2.125.436 € 2.075.892 € 2.013.421 € 1.933.723
Überschuss € 74.111 € 0 € 7.035 €  1.111
Ausgaben (gesamt) € 4.395.994 € 4.836.110 € 4.701.651 € 4.512.144

Erkennt jemand ein Muster? Genau: Die Rücklagen sind um mehr als € 1.111 zurückgegangen.

Die oben angeführten Zahlen zeigen auch, dass Warnungen nicht ernst genommen wurden, und zwar Warnungen, dass die Rücklagen für Wasserversorgung und Kanal sehr knapp bemessen sind.

Noch ein Beispiel gewünscht? Am 27.7.2011 hat der Gemeinderat beschlossen im Zuge des Neubaus des Turmes am Pyramidenkogel eine Haftungsrücklage von jährlich € 50.000 zu bilden. In der Sitzung am 20.12.2011 konnte man sich im Gemeinderat aber nicht einigen, diese auch tatsächlich im Voranschlag vorzusehen. Möglicherweise war die Notwendigkeit "einen ausgeglichenen Rechnungsabschluss" zu erstellen hier nicht ganz unbedeutend.

Mich wundert nicht, warum Rücklagen und Besitztümer der Gemeinde in öffentlichen Aussendungen plötzlich so erwähnenswert geworden sind. Ich glaube ich kann mir den nächsten Schritt schon vorstellen.

Ich werde das Zitat in der Gemeindezeitung vom 24.2.2012 nicht wiederholen, muss aber annehmen, dass den heute zuständigen Politikern die Schulden in 25, 27, 30 oder 40 Jahren egal sind. Ja hoppla, jetzt sind es schon 40 Jahre. Was habe ich verpasst?

Quelle der Zahlen: Rechnungsabschlüsse 2007-2010, im Gemeindeamt einsehbar.

abgelegt unter: Zahlen, Rechnungsabschluss